Säulenbäume

Aus Hortipendium
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Schwach oder sehr kompakt wachsende Gehölze oder Sorten kommen immer wieder in der Natur vor. Auf diese Weise sind beispielsweise die schwachwachsenden Apfelunterlagen M 9 oder M 27 Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Nachdem man die Vorteile erkannt hatte, wurden diese dann in der für ihre Obstzüchtung und insbesondere Unterlagenforschung bekannte Versuchsstation East Malling (GB) gesammelt und vegetativ vermehrt. Durch diese Vermehrungsart über Ableger, Abrisse oder Absenker blieben die genetischen Eigenschaften erhalten, sodass heute jeder Nachkomme die gleichen Erbanlagen hat wie der damalige Ursprungsbaum. In der internationalen gärtnerischen Fachsprache spricht man heute noch von „dwarfing rootstocks“, also „verzwergenden Unterlagen“. Das bedeutet also, Größe und Habitus eines Apfelbaumes werden in erster Linie bestimmt durch die verwendete Unterlage. Wählt man die sehr schwachwachsende Unterlage M27, so wird der Baum nicht viel größer als 2 m. Veredelt man dieselbe Sorte auf eine Sämlingsunterlage, so kann dieser Baum durchaus eine Höhe von 8 – 10 m haben.
Es gibt aber auch schwach- oder schlank wachsende Sorten. Neben den genetisch schwachwachsenden Unterlagen hat die Vielfalt der Natur auch Sorten mit verändertem Wuchsverhalten hervorgebracht. Diese entstanden zum Beispiel durch sogenannte Mutationen. Darunter versteht man bleibende Veränderungen des Erbgutes durch verschiedene äußere Einflüsse. Durch jahrelange Selektions- und konventionelle Züchtungsarbeit entstanden daraus 2 verschiedene Wuchstypen.

Apfel-Säulenbaume

Diese Sorten wachsen unabhängig von der Unterlage von Natur aus sehr schlank (säulenförmig). Die Bäume verzweigen sich nicht oder nur ganz selten und haben keine Seitenäste, die Blüten und Früchte wachsen direkt am Stamm bzw. der Stammverlängerung. Dadurch bleiben sie sehr kompakt und schmal und können in einem sehr engen Abstand (30 –60 cm) gepflanzt werden, also ideal für den kleinen Garten oder den Kübel. Die ersten Säulenbäume wurden 1960 in der Obstanlage des kanadischen Obstbauers Wijcik in Britisch Columbia gefunden. Auch sie entstanden durch eine natürliche Mutation und sind der genetische Hintergrund für alle weltweiten Züchtungen in diesem Bereich.

Die ersten Sorten wie `Bolero`, `Waltz`, `Polka` oder `Flamenco` wurden unter dem geschützten Markennamen „Ballerinas“ angeboten. Leider erwiesen sie sich als recht anfällig, weshalb sie bald wieder in Vergessenheit gerieten. Doch die Züchtungsarbeiten gingen weiter und so entstanden die schorfresistenten Sorten `Rondo`, `Rhapsodie` und `Sonate`( Lizenzinhaber: GEVO). Die litauische Sorte `Arbat` (benannt nach dem berühmten Moskauer Viertel) gilt als eine der ersten schorfresistenten Säulenbäume. Aus der Züchtungsarbeit des renommierten Instituts für Obstbau an der Forschungsanstalt Geisenheim stammt die neueste Generation resistenter und robuster Säulenbäume mit dem Namen „CATS: Columnar Apple Trees“. Sie werden über verschiedene Baumschulen und Gartencenter angeboten.


Name Kreuzungspartner Pflückreife Anfälligkeit

`Pompink`

Syn. Ginover Säulen- oder Columnarapfel

`Obelisk-Flamenco`x `Topaz` Ende September, lagerfähig im Kühllager bis März, geringe Lagerverluste sehr geringe Anfälligkeit für: Schorf, Mehltau, Krebs, Fruchtfäulen und Blattläuse

Pflanze vital und klimatisch robust.

'Pomforyou'

Syn. 'Lancelot'
Säulen- oder Columnarapfel

'Maypole' x 'Roter Elstar' Pflückreife Mitte September, lagerfähig im Kühllager bis März, geringe Lagerverluste sehr geringe Anfälligkeit für: Schorf, Krebs, Fruchtfäulen und Blattläuse, Pflanze vital und klimatisch robust

'Pomfit'

Kompaktwuchs Apfel

'Maypole' x 'Red Elstar' Pflückreife Ende September, lagerfähig im Kühllager bis März, keine Lagerverluste sehr geringe Anfälligkeit für: Mehltau, Krebs und Blattläuse, aber anfällig für Schorf

'Pomfital'

Säulen- oder Columnarapfel
rotfleischig

'Maypole' x 'Roter Elstar' Reifezeit: Mitte September. Aromatisch, fruchtig,
säurebetont, extraktreich
resistent gegen Schorf und Mehltau, gering anfällig für Krebs, Fruchtfäulen und Blattläuse, Pflanze vital und klimatisch robust.

'Pomredrobust'

Säulen- oder Columnarapfel

'Telamon-Waltz' x 'Topaz' Pflückreife Ende August, lagerfähig im Kühllager bis Januar, geringe Lagerverluste Schorf- und Mehltauresistente Apfelsorte, sehr geringe Anfälligkeit für: Krebs, Fruchtfäulen und Blattläuse

`Pomgold`

Säulen- oder Columnarapfel

'Waltz-Telamon' x 'Calagolden' Pflückreife Mitte September, lagerfähig im Kühllager bis März, geringe Lagerverluste sehr geringe Anfälligkeit für: Schorf, Krebs, Fruchtfäulen und Blattläuse. Pflanze vital und klimatisch robust.

Mini- oder Zwergbäume

Ursache dieses kompakten, schwachen Wuchses ist – wie bei den Säulenbäumen – ein genetisch bedingter schwacher (Zwerg-)Wuchs. Allerdings verzweigen sich diese Bäume auch und bilden eine richtige Krone, nur kleiner. Auch hier wurden durch züchterische Bearbeitung, Kreuzung mit geeigneten Sorten und vor allem langjähriger Selektion interessante Sorten für den kleinen Garten hervorgebracht. Als Beispiele seien hier genannt verschiedene Sorten der Zwergaprikose, des Zwergpfirsich oder der Zwergnektarine.
In manchen Katalogen werden mittlerweile alle Baumobstarten als Säulen-, Zwerg- oder Minibaum angeboten. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn bei Birne, Süßkirsche oder Zwetschen gibt es zwar auch schwächer wachsende Sorten. Zu beachten ist aber: Hier müssen regelmäßig Seitentriebe geschnitten werden, um den typischen Säulencharakter zu erhalten! So gesehen handelt es sich nicht um „echte“, genetisch bedingte Säulen- oder Miniformen.

Duo-Bäume

Hierbei handelt es sich um Obstbäume, auf die 2 (Duo) oder 3 (Trio) Sorten der gleichen Art veredelt sind. Auch das ist sinnvoll für kleine Gärten, so kann man zum Beispiel die Reifezeit steuern, indem man beispielsweise eine frühe, mittlere und späte Sorte wählt.

Verwendung

Säulenbäume benötigen nur sehr wenig Platz und eignen sich deshalb als Obst für den kleinen Garten mit geringem Platzangebot.
Sie können auf dekorative Weise Einzel- oder Gruppenpflanzungen z.B. einen Rasen oder ein Staudenbeet einfassen.
Sie können als Sichtschutz oder als Obsthecke verschiedene Bereiche abtrennen.
In Töpfen oder Trögen können Sie dekorative Elemente für Innenhöfe, Terrassen oder Balkone sein.

Quellen

Werner Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz